Zu Besuch in Gikore

21 Jan Zu Besuch in Gikore

Nach einigen Tagen ohne Internet-Empfang erreicht uns soeben wieder ein Bericht von Mirco Quint, diesmal vom Besuch in Gikore am…

Donnerstag, 18. Januar 2018
„Nach Gikore zu fahren ist für mich immer wieder neu eine Herausforderung. Zu wissen, dass es hier weder Strom noch fließend-warmes Wasser gibt, geschweige denn Telefon oder Internet, macht mich rappelig. Ich vermute ganz stark, dass sich der Großteil der hier lebenden Menschen nicht einmal vorstellen kann, was Internet ist. Digitalisierung der Gesellschaft von Gikore … das wird noch lange Zeit brauchen.
Und dennoch: Einmal hier angekommen ist es einer der vergessensten und beschaulichsten Orte, der aber durch seine Ursprünglichkeit und Freundlichkeit etwas faszinierendes hat. Das liegt ganz sicher auch an den Ordensschwestern Sr. Odette, Sr. Madeleine und Sr. Adeline, in deren Kloster wir übernachten dürfen.
Gikore liegt ganz im Süden des Landes, wenige Kilometer vom Akanjaru-Fluss entfernt, der die Staatsgrenze zwischen Rwanda und Burundi markiert. Die Schwestern sagen uns, dass nur einmal im Jahr Weiße zu sehen sind: Das sind Jo und ich oder eine weitere/andere Begleitperson der AHS.
Hier im Süden herrschen noch Strukturen, die im übrigen Land sonst nicht mehr bekannt sind. Zum Beispiel gibt es den Dorfältesten und einen Ältestenrat, der eine hohe Autorität besitzt – bis hin zur Ausübung der Judikative bei Nachbarschaftsstreitigkeiten oder Diebstahl.
Das der Süden mit dem Rest des Landes kaum zu vergleichen ist zeigt sich auch an dem Zustand der Straßen. Jo und ich sind von hier aus – quasi querfeldein – noch einmal nach Higiro gefahren, um dort ein Gespräch mit dem Leiter der Krankenstation zu führen. Wir erhoffen uns eine Zusammenarbeit bei unserem neuen Projekt für die behinderten Kinder. (Siehe Bericht vom 15. Januar 2018).
Wir sind beide ganz wild darauf, den Wagen fahren zu dürfen. Was für ein Abenteuer. Es schaukelt und kracht immer wieder. Straße kann man das nicht wirklich nennen. Wir fahren über mehrere zwei bis drei Meter breite Schluchten, über denen Baumstämme gelegt sind – die Kunst ist, den Wagen so zu lenken, dass die Reifen auch wirklich über die Baumstämme rollen. Manche Schlaglöcher sind so tief, dass selbst bei langsamsten Tempo die Gefahr besteht, sich durch das Hin-und-her-geschleudert-werden den Kopf im Auto zu stoßen. Einen blauen Fleck habe ich mir ganz sicher zugezogen. Hätte ich hinten im Auto sitzen müssen: es hätte keine Minute gedauert, bis mir die Reisekrankheit das Weiterfahren unmöglich gemacht hätte. Das hat richtig Spaß gemacht heute.
Beste Grüße aus dem Off,
Mirco.“