Bohnen für Simbi

Bericht von Johannes Küpperfahrenberg

Heute fährt er mit unserer „guten Seele“ Maria Utler mal wieder aufs Land. Sie sind auf dem Weg in die Gemeinde Simbi, um Kinderfamilien, die jetzt neu erfasst wurden, zu besuchen. Gestern hat es – mit drei Wochen Verspätung – zum ersten Mal wieder geregnet. Alle hoffen, dass dies in den nächsten Wochen an möglichst vielen Tagen der Fall sein wird. Zumeist ist es ein kurzer, sintflutartiger Tropenregen, der den Boden auf den abschüssigen Feldern mit sich reißt – wenn dieser nicht tief umgegraben und, besser noch, in Terrassen angelegt ist.

Es ist Oktober 2009. Für drei Wochen ist Jo Küpperfahrenberg wieder in Ruanda.

Doch Jo Küpperfahrenberg und Maria Utler fällt auf, dass viele der Felder, die die kleinen Hütten umgeben, gar nicht bestellt sind.

„Viele der Menschen hier haben kein Saatgut mehr. Sie haben es längst gegessen!“ So lautete die erschreckende Antwort von Tarzian Kagangare, Pfarrer der Gemeinde Simbi. Jo Küpperfahrenberg hatte ihn gefragt, warum so viele Felder, die die kleinen Hütten in seiner ländlichen Gemeinde umgeben, noch nicht bestellt sind.

Zudem war die Ernte nach der kleinen Regenzeit im Frühjahr in dieser Region sehr schlecht ausgefallen – Bohnen, Maniok und Süßkartoffeln. Allein die Bohnen machen hier fast 80% der Gesamtnahrung aus. Für viele reichte es gerade zum Über­leben. Und als sich nun die große Regenzeit, die normalerweise in den letzten Septemberwochen einsetzt, auch noch verzögert, landen in vielen armen Familien die wenigen Bohnen, die als Saatgut zurück gehalten wurden, im Kochtopf.

„Die Arbeit auf dem Feld ist schwer,“ sagt Tarzian. „Die Menschen müssen mit ihren Kräften haushalten. Warum sollen sie sich mühen, wenn sie doch eh’ nichts zum Säen haben.“

Die Erklärung des Pfarrers lässt Jo Küpperfahrenberg keine Ruhe: „Wenn die Menschen jetzt nicht säen oder pflanzen, werden sie Ende Dezember nichts ernten können. Wovon sollen sie leben?“ Tarzian schaut ihn an, und sein Blick sagt, dass er sich die Frage selbst beantworten kann. Doch Jo Küpperfahrenberg hakt nach, auch wenn ihm die Worte nur schwer über die Lippen kommen: „Zu Ihrer Gemeinde gehören 40.000 Menschen. Mit wie vielen Hungertoten rechnen Sie bis Weihnachten?“

Die Erklärung des Pfarrers lässt Jo Küpperfahrenberg keine Ruhe: „Wenn die Menschen jetzt nicht säen oder pflanzen, werden sie Ende Dezember nichts ernten können. Wovon sollen sie leben?“ Tarzian schaut ihn an, und sein Blick sagt, dass er sich die Frage selbst beantworten kann. Doch Jo Küpperfahrenberg hakt nach, auch wenn ihm die Worte nur schwer über die Lippen kommen: „Zu Ihrer Gemeinde gehören 40.000 Menschen. Mit wie vielen Hungertoten rechnen Sie bis Weihnachten?“

Darf man so fragen? Muss man so fragen?

In das Schweigen hinein gibt Maria die Antwort:

„Die Menschen haben keine Abwehrkräfte mehr; sie sterben an der nächsten Erkrankung, Malaria, Durchfall, eine Infektion, eine Erkältung. Niemand wird sagen, sie seien an Hunger gestorben.“

Jo Küpperfahrenberg und Maria Utler sind sich einig, dass unmittelbar und sofort gehandelt werden muss – nicht in einem Monat, einer Woche, sondern jetzt.

Ein Kilo Saatbohnen kosten 400 RwFr (0,50 €); je 10 Kilo für die bedürftigsten Familien. Pfarrer Tarzian wirft ein, dass auf dem Großmarkt kaum Bohnen zu haben sind. Die Händler halten ihre Waren zurück, da sich der Preis in den nächsten Wochen mehr als verdoppeln wird. Doch er will versuchen, auf den kleinen Märkten in der Umgebung einzukaufen. Das erste Geld erhält er von der Afrika-Hilfe-Stiftung noch am selben Tag.

In den nächsten Tagen gelingt ihm die Meisterleistung, 6,650 t Saatbohnen auf den Märkten aufzutreiben und unter den bedürftigsten Familien zu verteilen.