Kinderfamilien / Remex

Kinderfamilien in Kirarambogo

Bei unseren Besuchen in Ruanda werden wir immer wieder auf das erfolgreich verlaufende Projekt „Kinderfamilien“ angesprochen, das wir in Co-Finanzierung mit dem Hilfswerk Misereor seit Jahren durchführen. Wir hören von vielen weiteren Bedarfen in anderen Gemeinden.

Bei einem Besuch in Kirarambogo, einer abgelegenen Gemeinde, wurden wir mit den großen Nöten allein lebender Kinder konfrontiert. Die Wohnverhältnisse mancher allein lebender Kinder haben uns zutiefst erschüttert. Hier musste etwas geschehen!

Unsere guten Erfahrungen mit dem Projekt „Kinderfamilien“ haben uns ermutigt, uns des Problems anzunehmen. Mit der Firma Remex in Düsseldorf haben wir einen Sponsor gefunden, der bereit war und ist, das Projekt „Kinderfamilien in Kirarambogo“ langfristig zu finanzieren.

Wir stellten zunächst über die Caritas Butare einen Sozialarbeiter ein (Marcel), der gemeinsam mit dem Pfarrer der Gemeinde die Problemsituation elternloser Kinder in der weitläufigen Gemeinde erfasste. Sie waren überwältigt von dem Bedarf, den sie erkannten: Mit so vielen Waisen, die versuchten, sich uns ihren Geschwistern irgendwie ein Überleben zu ermöglichen, hätten sie nie gerechnet.

Zu Beginn des Jahres 2014 wurden die Bedürftigsten von ihnen in das Programm aufgenommen. So wurden 48 Kinderfamilien mit insgesamt 129 Kindern gebildet. Vier weitere Kinder, die als Straßenkinder vagabundierten, sind zu ihren Geschwistern zurückgekehrt, als sie von diesem Projekt erfuhren.

Um konkret helfen zu können, müssen zunächst die allgemeinen, grundlegenden und individuellen Bedürfnisse der Kinder erfasst werden. Dazu gehören

  • Wohnsituation
    • Haben die Kinder ein Obdach?
    • Muss das bestehende Haus der Familie renoviert oder neu gebaut werden?
  • Gesundheit
    •  Finanzierung der Krankenversicherungen
    • Finanzierung und Einleitung notwendiger ärztlicher Behandlungen, Medikamente
    • Fortbildung in grundlegenden Gesundheitsfragen, Hygiene und Familienplanung
  • Bildung
    • Primar- und Sekundarschule
    • Berufsausbildung
  • Ernährung/Landwirtschaft
    • Fortbildung in landwirtschaftlichem Anbau
    • Finanzierung notwendiger Gerätschaften wie Hacken, Schaufeln und Gießkannen; Sämereien und Haustieren zur Aufzucht
    • Fortbildung in ausgewogener Ernährung

Bei all diesen Maßnahmen und Schritten in ein menschenwürdiges, eines Tages hoffentlich autonomes Leben, werden die Kinder und Jugendlichen von unserem Sozialarbeiter Marcel begleitet.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Einbindung der jungen Familien in ihr soziales Umfeld. Gerade zu Beginn sind sie auf die Hilfe ihrer Nachbarn angewiesen.

2019

Unser Projekt „Kinderfamilien in Kirarambogo“ war zunächst auf eine Dauer von 5 Jahren angelegt (2014-2018). Der Erfolg, aber auch die weiterhin bestehenden großen Bedarfe in der Gemeinde haben uns und unseren Sponsor, die Firma Remex aus Düsseldorf, überzeugt, dieses Projekt weiterzuführen.

Jährlich können Mitglieder unserer Kinderfamilien das Projekt erfolgreich verlassen (abgeschlossene Berufsausbildung, berufliche Anstellung oder Selbständigkeit, die den Lebensunterhalt sichert, Heirat,…). Zumeist bleiben dann jüngere Geschwister in der Familie zurück, die im Projekt verbleiben, oder eine neue Kinderfamilie kann dann in das Projekt aufgenommen werden.

Dauerhaft sollen in Kirarambogo 40 Kinderfamilien betreut werden.

2020

Das Jahr 2020 stellte uns in Zeiten von COVID-19 natürlich vor ganz besondere Herausforderungen. Mit der finanziellen Unterstützung unseres Sponsors für dieses Projekt, der Firma Remex, konnten jedoch trotz – oder gerade wegen der Pandemie – einige Maßnahmen umgesetzt werden, z.B.:

Hygieneschulungen der Kinderhaushalte

Je ein Mitglied pro Kinderhaushalt wurde umfassend zu den Themen Hygiene in Zeiten von Corona und ausgewogene Ernährung geschult (Kosten: 300.000 ruandische Francs, das entspricht etwa 250 Euro). Das Foto zeigt die Mitglieder der Kinderfamilien, die dem Training – natürlich mit dem gebotenen Abstand und Mund-Nasen-Schutz – folgen.

Verteilung von Lebensmitteln und Hygieneartikeln

Aufgrund der durch die Pandemie verursachten Lebensmittelkrise wurden Lebensmittel und Hygieneartikel an die Vertreter der Kinderhaushalte verteilt, um sich und die jüngeren Geschwister ernähren zu können.

Das Foto zeigt die Verteilung grundlegender Nahrungs- und Hygienemittel (Mehl, Bohnen, Seife etc.)

Bau eines Hauses für eine Kinderfamilie

Trotz der Pandemie haben wir es erfreulicherweise geschafft, für eine unserer Kinderfamilien ein Haus zu bauen. Zunächst haben uns die Beschränkungen durch die Pandemie an der Umsetzung unserer Pläne gehindert, aber mit der Zeit konnten dann doch – natürlich unter Einhaltung der geltenden Hygienevorschriften – die Bauaktivitäten durchgeführt werden. Die beiden Schwestern Goretti und Marie sind Vollwaisen und haben keine weiteren Verwandten. Das alte Haus der Familie war eingestürzt, so dass sie obdachlos waren und dringend Hilfe benötigten. Die ältere der beiden Schwestern konnte mit unserer finanziellen Unterstützung eine Berufsausbildung als Schneiderin absolvieren. So steht das Mädchen mittlerweile fest im Leben und kann das Projekt zum Jahresende verlassen. Ihre jüngere Schwester Marie wird weiterhin durch uns begleitet, wir planen ihre Unterstützung bis zum Ende ihrer Sekundarschulausbildung.

 

2021

Selbstverständlich läuft auch unser Projekt Kinderfamilien vor Ort auch während der Corona-Pandemie trotzdem weiter und wird durch uns – von Deutschland aus – fortlaufend betreut. Mit unseren Partnern vor Ort stehen wir in engem Kontakt, meist erfolgt der Austausch über E-Mails. Persönliche Absprachen vor Ort erleichtern natürlich die Zusammenarbeit enorm, doch die vielen aktuellen Beschränkungen machen unseren jährlichen Besuch unserer Projekte schwierig. Aktuell mussten wir die für den Spätsommer geplante Reise nach Ruanda von Jo Küpperfahrenberg und Pfarrer Andreas Lamm leider verschieben – die Corona-Lage lässt einen sinnvollen Besuch der Projekte vor Ort momentan einfach nicht zu. Wir hoffen, dass die beiden Vorsitzenden die Reise im Oktober diesen Jahres antreten können, alternativ fassen wir den Januar 2022 ins Auge.

Wir halten Sie natürlich auf dem Laufenden.

Ein typisches Beispiel: Jeanne Bampire

Als Jeanne 2014 in das Projekt aufgenommen wurde, lebte sie zusammen mit ihrer taubstummen, mehrfach behinderten jüngeren Schwester (Jeanne: „Sie kann nur kriechen.“) allein in der sehr einfachen elterlichen Behausung. Ihre Mutter war verstorben, ihr Vater wegen des Todes seiner Frau und der großen Armut traumatisiert und verschollen.

Mit Hilfe unseres Projektpartners, der Caritas, hat sie die Sekundarschule mit den Schwerpunkten Mathematik, Geographie und Wirtschaft erfolgreich abgeschlossen. Heute arbeitet sie als Administratorin in ihrer Gemeinde und gibt darüber hinaus Leseunterricht für Analphabeten. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder, ihr Mann ist examinierter Krankenpfleger. Für die jüngere Schwester haben sie Pflegeeltern gefunden, die sie dank ihrer wirtschaftlichen Lage finanziell unterstützen können.

Aus Kindern werden junge Erwachsene

Glücklicherweise erleben wir immer wieder, dass einzelne Haushaltsvorstände (vor allem die jungen Frauen) heiraten. Dies ist nicht selbstverständlich, denn in Ruanda achtet man bei der Suche nach einem geeigneten Ehemann/ einer geeigneten Ehefrau in erster Linie auf einen guten Familienhintergrund. Kinder, die ohne Eltern aufgewachsen sind, können die damit verbundenen gesellschaftlichen Kriterien nur schwer erfüllen. Wie schön, dass dennoch hin und wieder junge Frauen oder junge Männer unserer Kinderfamilien heiraten. Für eine Frau heißt das automatisch, in das Haus des Ehemanns zu ziehen und die jüngeren Geschwister zurückzulassen. Manchmal findet auch einer der jungen Männer einen guten Job in einer anderen Gemeinde. Auch dann heißt es für diesen Haushaltsvorsteher, die Geschwisterkinder alleine zurückzulassen und die Gelegenheit zum Einstieg in das Berufsleben zu ergreifen. Die Sozialarbeiter der Caritas haben in solchen Fällen große Mühen, den neuen Haushaltsvorstand (das nächst ältere Geschwisterkind) fit zu machen.

Jeremy Ikimana, der Sprecher der Kinderfamilien in Kirarambogo, trägt mit seinen 22 Jahren die Verantwortung für sich selbst und für sechs weitere Geschwister. Stellvertretend für alle Kinderfamilien sagt er uns: „Ihr habt uns so viel gegeben. Niemals werden wir auch nur einen Bruchteil zurückgeben können. Ihr seid unsere Eltern geworden, jene Eltern, die alles für ihre Kinder tun. Bald – wenn wir heiraten und Kinder bekommen – werdet ihr Großeltern werden.“ Die unausgesprochene Bitte, die wir darin hören: „Lasst uns nicht alleine, sorgt auch weiterhin für uns, unsere Geschwister und zukünftigen Kinder.“

Immer wieder erreichen uns Hilfegesuche aus anderen Gemeinden, so dass wir weiterhin Sponsoren für Kinderfamilien suchen. Wenn Sie uns – als Firma oder als Privatperson – unterstützen möchten, wenden Sie sich gerne an uns!

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit. Jede Hilfe ist uns willkommen und erreicht, da wir den Spenden keine Nebenkosten entnehmen, in voller Höhe die Projekte und Menschen, die wir in Ruanda unterstützen.