14 Jan Higiro: Die Ordensgemeinschaft der unschuldigen Kinder von Betlehem
Freitag, 12. Januar 2018
„Bei unserem Besuch im März 2017 konnten wir ein neues Projekt der AHS initiieren. Dabei handelt es sich um die Begleitung und Förderung von behinderten Kindern in dem ganz im Süden des Landes liegendem Ort Higiro. (An einem der kommenden Tage werde ich ausführlicher von diesem Projekt berichten.)
Die gewählte Zielgruppe ist der AHS nicht neu. Der Aufbau einer Wohneinrichtung für Behinderte ist eines der allerersten Projekte der AHS gewesen. „Glaube und Licht“ – so der Name des Wohnheims – konnte 2015 in die Selbstständigkeit überführt werden.
Das Arbeiten mit und für Kinder mit Behinderung ist in Rwanda so gut wie gar nicht etabliert. Diese Form der Sozialarbeit wird kaum unterstützt. Einen geeigneten bzw. bereitwilligen Projektpartner für Higiro zu finden hat uns in den vergangenen fast zwei Jahre gut beschäftigt. Doch wir sind fündig geworden – mit guter Unterstützung der Caritas Butare. Es handelt sich dabei um die Gemeinschaft mit dem Namen „Schwestern und Brüder der Unschuldigen Kinder von Bethlehem“.
Bruder Alexander war als 16 jähriger nach Kibeho, einem Wallfahrtsort in Rwanda, gepilgert. Dort vernahm er den göttlichen Auftrag, ein Leben in Gebet und Buße zu führen. Wieder zuhause angekommen gründete er einen Gebetskreis mit den Kindern der Nachbarschaft und einigen Erwachsenen. Wenige Jahre später wandte er sich an den Pfarrer seiner Pfarrei sowie an den Bischof von Butare mit der Bitte, eine Gemeinschaft gründen zu dürfen, die sich durch Gebet und Arbeit um die Ärmsten im Umkreis und vor allem um die Katechese der Kinder kümmern sollte. Den Namen der Unschuldigen Kinder von Bethlehem wählten die Gründungsmitglieder, weil sie ihre Aufgabe in der Pastoral an den Armen sehen, bei denen die Kinder sehr oft dann die Ärmsten sind.
Wer die aufbrechende Gemeinschaft in seinen Anfangszeiten besuchte, war sehr berührt von der Einfachheit, in der sie lebten. Die Schwestern und Brüder mussten zum Beispiel jeden Morgen nach dem Gebet und der heiligen Messe erst einmal eine halbe Stunde laufen, um Wasser ins Haus zu tragen, bevor sie an die Arbeit gingen. Sie lebten vom Bestellen ihres Gartens. Mittlerweile gibt es einen Wassertank am Haus, der durch den Regen gefüllt wird.
Auf Bitten des Bischofs bezogen sie ein sehr armseliges Haus in Higiro. Sie begannen in der Krankenstation zu arbeiten, als Lehrer in der örtlichen Grundschule und halfen im Büro der Pfarrei mit. Genau diese Gemeinschaft, die sich der Unterstützung der Allerärmsten versprochen haben, konnten wir als Projektpartner für die behinderten Kinder in Higiro gewinnen.
Bruder Alexander und vier Mitschwestern legten im Oktober 2017 vor dem Bischof erstmals Gelübde ab, und gründeten somit eine Ordensgemeinschaft. Sie versprachen in der Demut ihrer Herzen Keuschheit, Gehorsam und Armut, um durch Gebet und Arbeit die Frohe Botschaft an die Ärmsten der Armen weiterzugeben.
Heute vor 15 Jahren wurde ich zum Diakon geweiht. Damals habe auch ich versprochen, mich für die Armen einzusetzen, ihnen zur Seite zu stehen und Sprachrohr für diejenigen zu sein, die für sich selbst nicht sprechen können. Wie wohltuend für mich, durch die heutige Begegnung mit den Schwestern und Brüder der Unschuldigen Kinder von Bethlehem an dieses Versprechen erinnert zu werden.
Sorry, der Rückblick heute ist ein bisschen fromm. Doch auf diese Weise lasse ich euch alle an meinem kleinen Jubiläum teilhaben …
Beste Grüße aus Rwanda – wie immer auch von Jo -,
Mirco.“