17 Jan Freude und Hoffnung in Higiro
Montag, 15. Januar 2018
„Der heutige Tag ist den behinderten Kindern in Higiro gewidmet. Über die Gemeinschaft der Schwestern und Brüder der Unschuldigen Kinder von Bethlehem, die die Umsetzung dieses neuen Projektes maßgeblich in Händen halten, habe ich bereits berichtet (siehe Bericht zum 12. Januar 2018).
Bruder Domitien leitet das Projekt und auch die heutige Versammlung. Er stellt uns 142 Kinder vor, jeweils in Gruppen der einzelnen Behinderungen: leicht geistig, schwer geistig, körperlich sowie mehrfach Behinderte, sodann Taubstumme, Kinder, die an Epilepsie leiden und Kinder mit Hydrozephalus (Wasserkopf). Sie alle sind mit ihren Eltern teils stundenlang unterwegs gewesen, um jetzt hier zu sein. Die Erschöpfung – besonders die der Eltern – ist ihnen anzusehen.
Und doch: Irgendetwas ist anders als bei unserem ersten/letzten Besuch im März 2017. Ich spüre keine Traurigkeit, keine Niedergeschlagenheit, kein vorsichtiges Abwarten und vor allem keine Zurückhaltung, uns zu begegnen. Heute sehe ich in den Gesichtern der Eltern Freude und Lebensmut, ein Hauch von Hoffnung, vor allem aber Stolz ist zu spüren. Dies kommt bereits bei unserer Ankunft zum Ausdruck, indem die Eltern beginnen zu tanzen und zu singen.
Jean Bosco, der Vater eines mehrfach behinderten Kindes, ergreift im Laufe des Treffens das Wort: „Ich bin so froh, dass ihr heute wieder hier seid. Jeden Tag danke ich Gott dafür, dass er euch und die Schwestern und Brüder zu uns geschickt hat. Vor einem Jahr habe ich mich für mein eigenes Kind geschämt, ich habe es versteckt, selbst meine Nachbarn wussten nicht, dass es noch lebt. Die Treffen und die Begleitung durch die Schwestern und Brüder sowie die regelmäßigen Treffen mit den anderen Familien gaben mir Kraft. Wir alle haben gemeinsam gelernt, dass unsere Kinder ein Geschenke Gottes sind. Unsere Kinder stehen im Mittelpunkt eines großen Projektes und einer riesigen Aufmerksamkeit in unserem Dorf. Das hätten wir nie gedacht. Heute sind wir stolz auf unsere Kinder, heute sind wir stolz, zu diesem Projekt zu gehören. Es gibt uns Stärke und Würde. Es gibt noch viel zu tun, und doch geht es uns heute so viel besser als noch vor einem Jahr.“
Auch Jean Paul ergreift das Wort. Er ist 15 Jahre alt und ist körperlich behindert (seine Füße sind um 90 Grad nach innen gebogen): „Ich spreche nicht nur für mich, sondern auch für die anderen Kinder. Wir haben nie das Gefühl gehabt, ein schlechter Mensch zu sein nur weil wir manches nicht machen können. Für uns ist unser Leben normal. Und doch sind wir ausgestoßen von der Gesellschaft, und das tut weh. Ihr schenkt uns Freude und Hoffnung. Ihr zeigt uns, dass Gott uns in unserer Einzigartigkeit geschaffen hat.“
Der Bedarf, hier in Higiro zu helfen und Geld zu investieren, ist riesengroß. Langsame Schritte sind notwendig, einer nach dem anderen. Doch bei unserem Besuch heute wird eines ganz deutlich: Die wirkliche Veränderung hat bereits stattgefunden … in den Köpfen und Herzen der Menschen in Higiro.
Mit den besten Grüßen aus Rwanda und einem ganz großen Dank der Kinder und Eltern von Higiro,
Mirco.“