23 Jan Gottesdienst in Gikore
Sonntag, 21. Januar 2018 – Teil 1
„Jeder, aber auch wirklich jeder Platz ist besetzt. Es müssen so ungefähr 1.300 Kinder und Erwachsene sein, die sich heute – wie jeden Sonntag – zur Kirche aufgemacht haben. Bereits eine halbe Stunde vor Messbeginn starten die Ankündigungen für die beginnende Woche. Die Menschen haben halt weder TV noch Radio, noch Zeitung. Ein wöchentliches Gemeindeblatt braucht gar nicht erstellt werden, viele Menschen könnten es sowieso nicht lesen.
Der Sonntag ist DER Tag des gemeinsamen Treffens auf dem Land. Es wird die beste Ankleidung angezogen, man kommt dazu den neuesten Tratsch auszutauschen, man will sehen und gesehen werden. Und dafür bringt ein jeder Zeit mit. Nicht selten dauert hier die Sonntagsmesse gute zweieinhalb Stunden.
Inhaltlich verstehe ich vom Gottesdienst nur wenig – er wird in Kinyarwanda gehalten. Und doch ist mir der Ablauf sehr vertraut. Ein Vorteil der katholischen Liturgie, weltweit die gleiche Gottesdienststruktur zu feiern.
Einen Teil der Predigt halten Pfarrer André und ich gemeinsam, es geht um Mission. Im heutigen Evangelium beruft Jesus die ersten vier Jünger und schickt diese aus, vom Leben zu erzählen. Also überlege ich, ob mein Aufenthalt hier in Rwanda meine Mission ist? Oder ist es nicht doch meine Mission, den Menschen in meiner Gemeinde zu erzählen, wie das Leben hier in Rwanda gelingt? Ich bin mir sicher, dass wir in Deutschland so einiges von der Lebens- und Glaubensfreude der Menschen (in Gikore), von deren Hoffnung und deren Vertrauen in Jesu Lebensbegleitung lernen können. Es ist eine Lebensweise, die nicht nach einem Mangel sucht und sich nach einem Mehr sehnt. Es ist eine Lebensweise, die sich immer über Kleinigkeiten freut – vielleicht sogar das Glas steht’s halb gefüllt sieht.
Mit sonntäglichen Grüßen,
Mirco.“