Ruanda: Von Moskitos und Termiten

11 Jan Ruanda: Von Moskitos und Termiten

Mittwoch, 10. Januar 2018 – Teil 1
„Kennst du das hochtonige Summen in der Nacht? Jenes Summen unmittelbar am Ohr, dass deine Hände in größter Hektik zum Ausschlagen drängt? Eines ist klar: Solltest du das winzige, hochtonig-summende, Blut saugende Insektchen nicht bald erledigen, bringt es dich um den Schlaf, oft gefolgt von juckreizenden, punktuellen Hautwölbungen an all jenen Körperstellen, die nicht durch die Bettdecke aufs genaueste vor diesen „summenden Umwelteinflüssen“ geschützt sind. Hier in Rwanda ist die Gefahr sogar groß, dass du bei einem solchen Insektenstich nicht nur Blut lassen musst, sondern auch noch eine gefährliche Krankheit übertragen bekommst: Die Malaria.
Für einen Sekundenbruchteil gehen mir diese Gedanken durch den Kopf als ich in der vergangenen Nacht das erste hochtonige-Rwanda-Summen vernehme. Wie gut und beruhigend zugleich zu wissen, dass ich unter einem Moskitonetz schlafe.
Noch immer ist Malaria die Haupttodesursache bei Kindern in Rwanda – gefolgt von Aids und den Folgen der Unterernährung. Ein staatliches Regierungsprogramm sorgt für die flächendeckende Verteilung von Moskitonetzen – selbst bis in die entlegensten Wohnorte des Landes. Der nächtliche Schutz ist somit überall gegeben. Leider gibt es keinen (flächendeckenden) Schutz für die Wachstunden des Tages. Die Gefahr, sich beim Wasser holen an einem Tümpel, beim Waschen der Kleider in öffentlichen Gewässern oder beim barfüßigen Laufen durch Gräser einen Mückenstich einzufangen ist unmöglich einzudämmen. So wird auch weiterhin gerade in ländlichen Regionen die Malaria eine lebensbedrohliche Gefahr bleiben.
Ein zweites Insekt begegnet mir an diesem Tag in Realität und im Gespräch: die Termite bzw. der Termitenhügel (siehe Foto).
Termiten/Termitenhügel stellen eine richtige Plage; vielerorts sogar eine Bedrohung dar. Die nachtaktiven Insekten können unterirdische Bauten von bis zu 28 Metern Durchmesser bauen. Sie ernähren sich von Holz, Gräsern und den Wurzeln verschiedenster Pflanzenarten. Das heißt, sie stellen eine Gefahr für die eh schon ärmlichen Wohnhäuser dar, fressen den Nutz- und Zuchttieren die Gräser weg und können ganze Ernten der Kleinbauer vernichten. Um an ihre Nahrung zu kommen legen die Termiten erstaunlich große Wege zurück.
Die einzige Möglichkeit, einen Termitenbau und die darin lebenden Termiten zu vernichten, ist die Findung und Tötung der Termitenkönigin; ein schweres Unterfangen, bei dem Ausdauer und Geduld gefragt sind, ganz abgesehen davon, dass wenige Meter weiter der nächste Termitenstamm sein Umwesen treibt. Eine Sisyphusarbeit???
Die Mythologie, dass Termitenhügel in manchen traditionellen Glaubensvorstellungen als Sitz von Erdgöttern oder Erdgeistern gesehen werden, ist in Rwanda übrigens nicht mehr verbreitet.
Soweit für heute. Liebe Grüße auch von Jo,
Mirco.“