Kinderfamilien / Misereor

Zur Situation

In Ruanda wachsen aktuell vermutlich ca. 350.000 Kinder ohne Vater und Mutter auf. In keinem anderen Land der Welt leben – gemessen an der Gesamtbevölkerung – so viele Waisen.

War dies bisher zumeist eine direkte oder indirekte Folge des Völkermordes von 1994, so rücken jetzt immer mehr gesundheitsbedingte Ursachen in den Vordergrund. Mehr als eine Viertel Million Kinder haben ihre Mutter, ihren Vater oder beide an Aids verloren. Auch Malaria, Tuberkulose und andere Infektionskrankheiten verlaufen in Ruanda oft tödlich.

Wenn die Kinder Glück haben, kümmern sich Verwandte, Nachbarn oder Freunde um sie. Oft aber bleiben sie allein zurück. Auf sich selbst gestellt müssen sie Mama und Papa spielen, lange bevor ihre Kindheit zu Ende geht. Die älteren Kinder, meist Mädchen, kümmern sich dann um die jüngeren Geschwister und unternehmen alles, damit die kleine Gemeinschaft überleben kann.

Vor dem Genozid wurden Waisenkinder in der Regel von Verwandten oder Gastfamilien aufgenommen. In fast jeder vierten Familie auf dem Land leben heute Pflegekinder. Doch die langen Schatten der Vergangenheit haben zu einer weitgehenden Zerstörung der früher intakten nachbarschaftlichen Infrastruktur und zu einer andauernden Armut geführt. Viele Familien können es sich heute nicht mehr leisten, ein weiteres Kind aufzunehmen.

Zahlreiche Kinder leben daher verstreut auf den Hügeln, vagabundieren, schlagen sich auf irgendeine Art selber durch – oder sie leben in Kinderfamilien.

Doch diese Kinder haben es sehr schwer. Sie sind stärker von Armut, Unterernährung und Krankheiten betroffen, denn ihnen fehlen die Mittel und das Wissen, um sich effektiv zu schützen. Nach dem Tod der Eltern sind viele gezwungen, die Schule abzubrechen, um ihr Überleben und das ihrer Geschwister zu ermöglichen. Kinderarbeit ist daher eine logische Konsequenz der Kinderhaushalte. Ihre Beschäftigungen sind oft unterbezahlt und gefährlich oder von Ausbeutung und Missbrauch gekennzeichnet. Mädchen sehen ihren letzten Ausweg nicht selten in der – in Ruanda verbotenen – Prostitution.

Ein typisches Beispiel: Aloys Nsengumuremyi

Aloys ist 22 Jahre alt und wohnt mit seinen 9- und 13-jährigen Brüdern in der Gemeinde Simbi (vor dem Haus mit Pfarrer Kagangare), eine Stunde Fußweg vom Gemeindezentrum entfernt, querfeldein.

Ein weiterer 17-jähriger Bruder vagabundiert, seine 19-jährige Schwester schlägt sich als Prostituierte durch; beide sind nur selten zu Hause. Die Mutter ist 2000 und der Vater 2001 verstorben. Der jüngste Bruder war zu der Zeit gerade ein Jahr alt. Wir wissen nicht, wie der damals 14-jährige Aloys mit dieser Situation zurecht kam und sich und seine noch jüngeren Geschwister durchgebracht hat – sicherlich mit Hilfe des Pfarrers, doch es gibt so viele Einzelschicksale in ähnlicher Situation.

Alle fünf haben irgendwann einmal die Primarschule besucht; der 13-Jährige zwei Jahre lang, der Jüngste geht ins erste Schuljahr.

Der Vorderteil ihres Häuschens ist als Lagerraum an einen Nachbarn vermietet, im hinteren Teil, vielleicht 10–12 qm, wohnen sie. Eine Küche gibt es nicht; die Lehmwände und das Dach sind an vielen Stellen marode.

Aloys möchte einen Beruf erlernen; sein Traum ist es, Fahrer zu werden. Er weiß, dass ihm dies nicht möglich sein wird; dazu müsste er in der Stadt wohnen – in seiner Situation unerreichbar. Doch auch der Maurerberuf gefällt ihm. Das wird möglich sein; er kann lesen und schreiben und sogar ein wenig Französisch.

Für ihn und seine Geschwister ist ein neues Haus (mit Feuerstelle) vorgesehen, Berufsausbildung für ihn und seine Schwester, Schulausbildung für die Geschwister, Krankenversicherung, eine Ziege – nicht nur wegen der Milch, sondern auch, um den kargen Boden zu düngen.

Was wollen und können wir tun?

Bereits in den Jahren 2006 bis 2008 hat die Afrika-Hilfe-Stiftung in Zusammenarbeit mit der örtlichen Caritas in Butare/Ruanda, den Pfarrern in den ländlichen Gemeinden und unterstützt durch Misereor (Aachen) 50 Kinderfamilien „gebildet“ bzw. zusammengeführt.

Dieses „abgeschlossene“ Projekt stellte sich schnell als erste Phase eines größeren Vorhabens heraus.

Von Abbé Janvier Gahonzire, dem Direktor von Caritas Butare, erfuhren wir, dass im Gebiet der Diözese weiterhin hunderte Kinder auf den Hügeln und in den Wäldern „leben“, die noch nicht erfasst sind und demzufolge noch nicht betreut werden.

Der Erfolg der abgeschlossenen Projektphase und der große weitere Bedarf ließ uns nicht zögern, eine Fortsetzung voranzutreiben.

Während seiner Reise im Oktober 2009 setzte sich Jo Küpperfahrenberg mit den Pfarrern der Gemeinden Busore, Simbi, Gisagara, Gikore und Rugango zusammen. Wir wollten die Bildung von 50 weiteren Kinderhaushalten ermöglichen.

Bis zu seiner Abreise lag aus jeder der fünf Gemeinden eine Liste mit 10 Namen vor.

Insgesamt 50 Namen, 50 Schicksale, 50 junge Menschen, die elternlos zumeist mit ihren jüngeren Geschwistern versuchen sich durchzuschlagen.

Ihr Ist-Zustand wurde erfasst (Namen und Alter der oft noch sehr jungen Geschwister, soziale und familiäre Gegebenheiten, Schulbildung, Wohnsituation) sowie die jeweiligen Bedürfnisse (Haus, Land, Schulgeld, Berufsausbildung usw.).

Gemeinsam mit Misereor konnten wir
mittlerweile über 120 Kinderfamilien bilden.

2011

Stolz steht Alois Nsengumuremyi vor dem Eingangschild zu seinem Berufsausbildungszentrum (CFJ Maraba) in Gako, unweit von Butare. Seinen Wunsch nach Ausbildung zum Maurer/­Dach­decker (dies ist ein kombinierter Ausbildungsgang) konnten wir erfüllen.

Ende 2011 ist auch sein neues Haus, das er nun gemeinsam mit seinen Geschwistern bewohnt, fertig geworden.

Wie bei Aloys versuchen wir auch bei den anderen jungen Familien vorzugehen. Nach abgeschlossener Berufsausbildung erhält der Familienvorstand Handwerkszeug oder eine einfache Maschine als „Starter-Set“ zur Ausübung des Berufes.

Nach Möglichkeit wird auch ein Stück Land zum landwirtschaftlichen Anbau dazu gegeben.

Sehr wichtig ist uns die Einbindung der jungen Menschen in die nachbarschaftlichen Strukturen auf den Hügeln, die Zusammenarbeit mit den örtlichen Pfarrern, die Sensibilisierung der Gemeindevorsteher/innen für die besonderen Bedürfnisse der Kinderfamilien, die Betreuung durch Familienhelfer/innen. Mit ihnen können die Kinder ihre Nöte, Sorgen und Probleme besprechen und nach Lösungen suchen.

2012/2013

2012

Das Projekt „Kinderfamilien“ läuft – in unterschiedlichen Gemeinden – nun schon im sechsten Jahr. Wir sind froh, mit Misereor einen finanzstarken, aber vor allem kompetenten und erfahrenen Partner gewonnen zu haben. Auf unsere Bitte hin übernahm Misereor auch die direkte Projektbegleitung und Evaluation. So gehen alle Abrechnungen für die einzelnen Maßnahmen sowohl an Misereor wie auch an die Afrika-Hilfe-Stiftung.

Die Freunde der Afrika-Hilfe-Stiftung und Misereor haben das Projekt insgesamt bereits mit rund 90.000 Euro gefördert.

2013

In der sehr abgelegenen Gemeinde Gikore hatten wir den jungen angehenden Näherinnen nichts anderes als die Sakristei der Kirche als Schulungsraum zur Verfügung stellen können.

Hier bieten sie nach Abschluss ihrer Ausbildung nun auch ihre Dienste an.

Da sich viele „kirchenferne“ Bewohner jedoch scheuen, hierhin zu kommen, um ihre Aufträge zu erteilen, suchen wir gemeinsam mit unseren jungen Haushaltsvorständen eine geeignete Werkstatt im Dorf.

2017/2018

2017

Seit mittlerweile 11 Jahren unterstützen wir das Projekt Kinderfamilien in Ruanda. Diese Kinder, oft viele Geschwister, wachsen ohne Eltern auf – weil sie bereits gestorben sind oder im Gefängnis sitzen. Diese Kinder werden von keiner staatlichen Organisation aufgefangen und betreut. Die ältesten Kinder (alle sind minderjährig) übernehmen die Verantwortung für sich selbst und ihre Geschwister. Neun „Familienvorsteher“ haben Jo Küpperfahrenberg und Pastor Mirco Quint bei ihrer diesjährigen Reise besucht.

Die jungen Leute stehen in der Verantwortung, ihre eigene Schulbildung zu finanzieren und zu organisieren, als auch genug Geld für das Alltägliche (Essen, Trinken,…) zu verdienen. Manche sind von uns mit Ziegen versorgt worden. Diese werden von ihnen herangezogen, bekommen Junge, die verkauft werden können und so einen bescheidenen Ertrag bringen. Auch die Milch der Tiere wird selbstverständlich gewonnen. Traditionell wird das erste Jungtier eines geschenkten Tieres weiter verschenkt und kann so einer anderen Kinderfamilie helfen. Diese Form von „Kleinkrediten“ sorgt dafür, dass die Kinder auch ohne Eltern eine realistische Chance haben, zu überleben.

Einige bescheidene Wünsche – Dinge, die für uns in Deutschland selbstverständlich sind – haben die Familienvorsteher uns genannt:

– die Möglichkeit, Regenwasser vom Dach des Hauses aufzufangen und zu sammeln. So hätten sie zumindest während der Regenzeit Zugang zu sauberem Trinkwasser.

– das Haus (eine sehr einfache Bauweise) an die Stromversorgung anzuschließen.

2018

In diesem Jahr findet zum ersten Mal in der 10-jährigen Geschichte des Projektes – mittlerweile unterstützen wir insgesamt 68 Kinderfamilien in 5 Pfarreien – ein gemeinsames Treffen einzelner Vertreter aus den Pfarreien statt. Ziel ist es, sich kennenzulernen, zu erfahren, dass auch andernorts Kinder mit denselben Problemen aufwachsen und sich gegenseitig Ideen vorzustellen, wie das tägliche Leben gelingen kann.

Das Treffen ist getragen von großer Wertschätzung füreinander. Domicienne stellt sich der Gruppe vor. Sie ist 20 Jahre alt und kommt aus Simbi. Gemeinsam mit ihren zwei jüngeren Geschwistern wuchs sie in einer ihnen fremden Familie auf. Sie wurden ausgenutzt, mussten sich um den Haushalt kümmern, auf dem Feld arbeiten gehen. Die Schule durften sie selbstverständlich nicht besuchen, das Familienoberhaupt konnte oft seine Finger nicht von den Mädchen lassen. Domicienne wandte sich an die Caritas und wurde mit ihren beiden Geschwistern in die Gruppe der Kinderfamilien aufgenommen. Nach erfolgreich absolvierter Ausbildung und bestandener Prüfung zur Schneiderin wurde sie mit einer Nähmaschine und etwas Nähmaterial versorgt. Heute steht sie in ihrem selbst genähten blau-roten Kleid vor uns und berichtet voller Stolz, dass sie durch ihre Arbeit rund 3 € im Monat zurücklegen kann. Sie ist also in der Lage, die Lebenshaltungskosten für sich uns ihre zwei Geschwister selbst zu tragen.

Domicienne ist eine von sechs Kinderfamilien-Vorsteherinnen, die vor einem Jahr beschlossen haben, eine sogenannte „Kooperative“ zu gründen. Alle arbeiten als Schneiderinnen und bieten ihre Arbeiten auf dem Markt an. Jede gibt ihren gesamten Verdienst in die Kooperative. Am Ende der Woche wird der Gesamtverdienst gleichmässig untereinander aufgeteilt – ganz egal, ob jemand in der zurückliegenden Woche mehr oder weniger eingebracht hat. Heute sind bereits 16 Schneiderinnen aus den Kinderfamilien in der Kooperative vernetzt. Von ihrem wöchentlichen Einkommen gibt jede 5 Cent in eine Kasse, mit der weitere Kinderfamilien unterstützt werden. Auf diese Weise lassen sie an ihrem Glück, von dem Projekt der Kinderfamilien aufgefangen worden zu sein, andere Kinder teilhaben. Ein bemerkenswertes Engagement. Und dies ist nur eins der Beispiele für die Kreativität und Überlebensstrategien der Kinderfamilien.

2019

Gemeinsam mit Misereor finanzieren wir unser Projekt „Kinderfamilien“ nun schon seit 12 Jahren. Seit 2009 sind wir in den Gemeinden Rugango, Simbi, Busore, Gisagara und Gikore aktiv. Wir kennen unsere Schützlinge persönlich. Wir treffen „unsere“ Kinder, „unsere“ Familien.

Bruder Innocent, der sie von Beginn an als Sozialarbeiter betreut, ist mittlerweile so etwas wie ihr „Vater“ geworden. Er kennt ihre Sorgen, ihre Nöte und ihre Erfolge. Immer wieder wird er gebeten, Taufpate oder Trauzeuge zu sein.

Ganz besonders auch dank seiner Hilfe dürfen wir zusammen mit unserem Partnerhilfswerk Misereor auf eine positive Bilanz zurückblicken. Gerne zitieren wir auszugsweise aus dem Evaluierungsbericht 2018 von Misereor:

  1. Die Nahrungsmittelunsicherheit der meisten Kinderhaushalte (82%) konnte durch die Verbesserung landwirtschaftlicher Techniken reduziert werden. Indikatoren: Die gelehrten Methoden verbesserter landwirtschaftlicher Techniken werden von 82% der Ausgebildeten angewandt. Der Ernteüberschuss wird von 57% der Kinderhaushalte zur Deckung anderer Grundbedürfnisse verkauft.
  2. Alle Spar- und Kreditgruppen arbeiten erfolgreich. Indikatoren: Von allen Kinderhaushalten werden Kredite in Anspruch genommen und zeitnah zurückgezahlt. 30 von 68 an den Spargruppen beteiligte Kinderhaushalte konnten mit Hilfe der Kredite Einkommen schaffende Maßnahmen aufbauen.
  3. Kinderhaushalte sind sich der Bedeutung von allgemeiner und beruflicher Bildung bewusst. Indikatoren: Die Schulabbruchrate innerhalb der Zielgruppe an Grund- und Sekundarschulen ist auf null gesunken. Auch bei den vom Projekt betreuten Berufsschüler/innen gab es keine Abbrüche, so dass sich die Jugendlichen nach der Ausbildung über ihren Beruf finanzieren können.

2020

Die Pandemie stellt uns natürlich vor große Herausforderung, was die fortlaufende Betreuung unserer Projekte vor Ort angeht. Unser jährlicher Besuch in Ruanda im März 2020 musste schon nach wenigen Tagen abgebrochen werden – Ausgangssperren wurden verhängt, die Flughäfen wurden geschlossen, etc. Unseren Vorstandsvorsitzenden Jo Küpperfahrenberg und Pfarrer Andreas Lamm gelang es gerade noch, überstürzt nach Deutschland zurückzufliegen. Selbstverständlich läuft auch unser Projekt Kinderfamilien vor Ort trotzdem weiter und wird durch uns – von Deutschland aus – fortwährend betreut.

Bruder Innocent ist Taufpate für ein Neugeborenes

Nach wie vor begleitet Bruder Innocent die Kinderfamilien als Sozialarbeiter.  Auf dem Foto ist er als Taufpate mit einem neugeborenen Baby zu sehen.

Von unserem Partnerhilfswerk Misereor erhalten wir regelmäßig Evaluierungsberichte, die wir für Sie gerne zusammenfassen (aus dem Bericht für den Zeitraum bis Ende Februar 2020):

In den betreuten Gemeinden Busoro, Rugango, Gisagara, Gikore und Simbi fließen die bereitgestellten Gelder hauptsächlich in die folgenden Bereiche:

  • Landwirtschaft und Viehzucht
    • Schulung moderner Anbaumethoden
    • Bereitstellung von Saatgut und landwirtschaftlicher Ausrüstung
    • Die Kinderfamilien werden angeleitet, für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen zu können. Unterernährung ist dadurch bei den betreuten Familien nicht mehr vorhanden!
  • Schulbildung
    • Alle schulpflichtigen Kinder unserer Kinderfamilien erhielten Unterstützung in Form von Schulmaterial, Schuluniformen, Übernahme der Schulgebühren
    • 49 Kinder konnten die High School anschließen und 53 junge Erwachsene eine Berufsausbildung absolvieren
    • 3 junge Erwachsene konnten sogar ein Hochschulstudium abschließen
  •  Berufsausbildung
    • Bereitstellung von Ausbildungsausrüstung
    • Gewährung von Kleinstdarlehen etwa zum Aufbau einer eigenen kleinen Selbstständigkeit als Schreiner oder Näherin
    • Bereitstellung von sogenannten Starter-Kits, um den entsprechenden Beruf ausüben zu können (z.B. Nähmaschine)
  • Gesundheit & Hygiene
    • Kostenübernahme der Krankenversicherung für alle Kinderfamilien im Projekt
    • Sicherstellung der medizinischen Versorgung
    • Schulungen zu den Themen Ernährung und Hygiene
    • Bereitstellung von benötigten Haushaltsgegenständen wie Matratzen und Bettwäsche
    • regelmäßige Verteilung von Lebensmitteln (der Anbau der eigenen Produkte reicht – noch – nicht immer aus)
  • Bau/Wiederaufbau von einfachen Wohnhäusern für obdachlose Kinderfamilien
    • 25 betreuten Haushalten, die obdachlos waren, konnten Wohnhäuser zur Verfügung gestellt werden

2021

Selbstverständlich läuft auch unser Projekt Kinderfamilien vor Ort auch während der Corona-Pandemie trotzdem weiter und wird durch uns – von Deutschland aus – fortlaufend betreut. Mit unseren Partnern vor Ort stehen wir in engem Kontakt, meist erfolgt der Austausch über E-Mails. Persönliche Absprachen vor Ort erleichtern natürlich die Zusammenarbeit enorm, doch die vielen aktuellen Beschränkungen machen unseren jährlichen Besuch unserer Projekte schwierig. Aktuell mussten wir die für den Spätsommer geplante Reise nach Ruanda von Jo Küpperfahrenberg und Pfarrer Andreas Lamm leider verschieben – die Corona-Lage lässt einen sinnvollen Besuch der Projekte vor Ort momentan einfach nicht zu. Wir hoffen, dass die beiden Vorsitzenden die Reise im Oktober diesen Jahres antreten können, alternativ fassen wir den Januar 2022 ins Auge.

Wir halten Sie natürlich auf dem Laufenden.

Auf dem Foto sehen Sie, wie den jungen Menschen in unseren Kinderfamilien Anbaumethoden gelehrt werden. Ziel ist es, dass sie künftig in der Lage sind, selbst für Ihren Lebensunterhalt zu sorgen.

2022

Glücklicherweise erleben wir immer wieder, dass einzelne Haushaltsvorstände (vor allem die jungen Frauen) heiraten. Dies ist nicht selbstverständlich, denn in Ruanda achtet man bei der Suche nach einem geeigneten Ehemann/ einer geeigneten Ehefrau in erster Linie auf einen guten Familienhintergrund. Kinder, die ohne Eltern aufgewachsen sind, können die damit verbundenen gesellschaftlichen Kriterien nur schwer erfüllen. Wie schön, dass dennoch hin und wieder junge Frauen oder junge Männer unserer Kinderfamilien heiraten. Für eine Frau heißt das automatisch, in das Haus des Ehemanns zu ziehen und die jüngeren Geschwister zurückzulassen. Manchmal findet auch einer der jungen Männer einen guten Job in einer anderen Gemeinde. Auch dann heißt es für diesen Haushaltsvorsteher, die Geschwisterkinder alleine zurückzulassen und die Gelegenheit zum Einstieg in das Berufsleben zu ergreifen. Die Sozialarbeiter der Caritas haben in solchen Fällen große Mühen, den neuen Haushaltsvorstand (das nächst ältere Geschwisterkind) fit zu machen.

2024

Unsere Kinderfamilien begleiten wir in der Regel sechs bis acht Jahre lang. Ein neuer Projektzyklus begann 2020. Anlässlich unseres diesjährigen Besuches Anfang 2024 schlugen einige Ehemalige ein Treffen vor. So trafen wir uns, zusammen mit ihrem „Ziehvater“ Innocent, siehe Foto.

Und das ist inzwischen aus ihnen geworden: Claude studiert im zweiten Semester Allgemeinmedizin, Claudine ist im Vertrieb eines großen Telekommunikationsanbieters tätig. Jean-Pierre ist Grundschullehrer, ebenso wie Immaculée und Elisabeth. Angelique absolviert eine Ausbildung in einem Beautysalon, ihr Bruder ist Polizist.

Wir sind sehr stolz auf die jungen Menschen und glücklich über ihre persönlichen Erfolgsgeschichten, für die wir im Rahmen der Begleitung in unseren Kinderfamilien die Weichen stellen konnten. Wieder einmal zeigt sich hier eindrucksvoll, dass Bildung der Schlüssel zur Lösung vieler Probleme ist.

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit. Jede Hilfe ist uns willkommen und erreicht, da wir den Spenden keine Nebenkosten entnehmen, in voller Höhe die Projekte und Menschen, die wir in Ruanda unterstützen.