Viehzucht in Gikore – ein Weg aus der schlimmsten Armut

22 Jan Viehzucht in Gikore – ein Weg aus der schlimmsten Armut

Freitag, 19. Januar 2018 – Teil 1
„Heute sind wir (erneut) in die Viehzucht eingestiegen. Bei unserem morgendlichen Treffen kommen wir mit dem Caritasausschuss der Pfarrei Gikore, mit vier sehr armen Familien und mit Vertretern der hier am Ort von uns betreuten Kinderfamilien zusammen. Der Caritasausschuss leistet eine außergewöhnlich gute Arbeit. Die flächenmäßig immens große Pfarrei teilen sich die Ausschussmitglieder in Hügel auf. Dort wiederum bilden sie weitere vor-Ort-Ausschüsse. Mindestens drei Mal im Jahr besuchen sie jede einzelne Familie und schauen nach, was an notwendigster Unterstützung für diese Familie dran wäre. Die Problemlösung bleibt erst einmal auf dem jeweiligen Hügel. Doch nicht selten ist die Pfarrei gefragt, sich eines Problems anzunehmen.
Manche Familien sind so arm, dass das Dach und die Wände der Häuser durchlöchert sind – abschließbare Türen empfinde ich an diesen Häusern als Kuriosität. Es fehlt an jeglichen Möbeln. Kleidung zum Wechseln gibt es nicht. Die Toilette befindet sich hinter dem Haus – in freier Natur. Genau diesen Familien zu helfen, hat sich der Caritasausschuss zur Aufgabe gemacht.
Und nun steigen wir ein in die Viehzucht: Schafft es eine Familie, ein Jahr lang ein Schwein oder eine Ziege am Leben zu erhalten, ist sie so gut wie aus der tiefsten Armut befreit. Sobald Nachwuchstiere von dem Muttervieh getrennt werden können, kann ein Tier behalten, die restlichen verkauft oder geschlachtet werden. Das eingenommene Geld reicht dann in der Regel für die Krankenversicherung der Familie aus – was wiederum eine deutliche Lebensverbesserung bedeutet. (Die Krankenversicherung kostet pro Person und Jahr umgerechnet 3,50 €). Bei guter Lagerung und Planwirtschaft sind sogar Nahrungsmittel für eine gewisse Zeit drin.
Jede wirklich arme Familie – wie lassen uns da vom Caritasausschuss beraten – wird in kommender Zeit ein Schwein oder eine Ziege von uns erhalten. Vom ersten Wurf wird ein Jungtier an den Caritasausschuss/die Pfarrei wieder zurückgegeben (eine neue Familie wird damit versorgt), alle anderen Geschwistertiere und die dann folgenden „Enkel“ und „Urenkel“ verbleiben in der Familie. Nach drei Jahren – wenn alles gut geht – ist eine etwa fünfköpfige Familie aus der tiefsten Armut befreit und teilt sich „nur noch“ die „normalen Sorgen“ mit vielen anderen im Land.
Am frühen Nachmittag besuchen Pfarrer André und ich einzelne Familien in ihren Häusern. Schade eigentlich, dass ich euch an den Stallgerüchen nicht teilhaben lassen kann 😉
Mit den besten Grüßen,
Mirco.
P.s.: Ein besonderes Dankeschön dem Oasentreff der kfd Niederwenigern für die Ermöglichung dieses Projektes.“